CHEMIKALIENCOCKTAIL
- Romana Korchmar
- 13. Dez. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. März

Hast du schon vom „Cocktail-effekt“ gehört? Vielleicht klingt das zunächst wie ein exotischer Drink, aber in Wahrheit handelt es sich um ein wichtiges Thema, das uns alle angeht. Täglich sammeln sich unbemerkt kleine Mengen verschiedener Chemikalien in unserem Körper - durch Kosmetik, Verpackungen und sogar durch die Luft, die wir atmen.
WAS IST DER COCKTAIL-EFFEKT?
Stell dir vor, jede Chemikalie, die du im Alltag aufnimmst, ist wie ein Tropfen in einem Glas. Allein mag dieser Tropfen unbedeutend sein, doch wenn das Glas immer voller wird – durch Chemikalien aus Lebensmitteln, Wasser, Reinigungsmitteln, Kosmetik oder sogar Staub – entsteht ein gefährlicher Chemikaliencocktail.
Chemikalien werden in der Risikobewertung oft nur isoliert betrachtet. Ein einzelnes Produkt mag also für sich genommen innerhalb der zulässigen Grenzwerte liegen, doch in der Realität nutzen wir täglich viele verschiedene Produkte. Die Kombination dieser Stoffe, die aus Kosmetika, Lebensmitteln, Reinigungsmitteln oder Verpackungen stammen, kann einen gesundheitsschädlichen „Cocktail“ ergeben.
Die Belastung durch den Cocktail-effekt betrifft uns alle – unabhängig davon, ob wir jung oder alt sind, in der Stadt oder auf dem Land leben. Besonders gefährdet sind allerdings Kinder, da ihr Körper sich noch in der Entwicklung befindet und empfindlicher auf chemische Einflüsse reagiert. Aber auch Erwachsene sind nicht immun. Die langfristige Aufnahme dieser Stoffe kann die Gesundheit beeinträchtigen, etwa durch hormonelle Störungen, Allergien oder andere chronische Erkrankungen.
WOHER KOMMEN DIESE STOFFE?
Die Quellen der chemischen Belastung sind vielfältig und oft überraschend:
Kosmetik und Pflegeprodukte: Viele enthalten Parabene oder andere hormonaktive Stoffe.
Plastikverpackungen: Weichmacher und andere Substanzen können in Lebensmittel übergehen, besonders bei Kontakt mit warmen oder fettigen Speisen.
Reinigungsmittel: Chemische Rückstände bleiben auf Oberflächen und gelangen in unsere Hände.
Lebensmittel: Pestizide und Zusatzstoffe können die Belastung erhöhen.
Haushaltsstaub: Chemikalien aus Möbeln, Teppichen oder Elektrogeräten sammeln sich im Staub an.
Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht erstmal ziemlich erschreckend, und ja – es ist auf den ersten Blick eine ganze Menge. Aber keine Sorge! Lass uns die einzelnen Punkte mal in Ruhe durchgehen und schauen, wie du Schritt für Schritt die schädlichen Chemikalien aus deinem Alltag verbannen kannst. Es gibt so viele einfache Alternativen, die weder kompliziert noch teuer sein müssen – und die dafür sorgen, dass du dich und deine Familie schützen kannst.
So vermeiden Sie schädliche Chemikalien im Haushalt (entsprechend der Nummerierung in der Grafik)
1. PFAS in wasserfester Kleidung
Wählen Sie Kleidung mit der Kennzeichnung „PFAS-frei“ oder aus umweltfreundlichen Materialien. Alternativen sind z. B. gewachste Stoffe oder Polyurethan.
2. Siloxane und Parabene in Shampoo und Deodorants
Verwenden Sie Naturkosmetik mit Zertifizierungen wie EcoCert, Natrue oder dem EU Ecolabel. Begrenzen Sie Ihr Belastungsrisiko, indem Sie Produkte wählen, die explizit als parabenfrei gekennzeichnet sind. Achten Sie auf Inhaltsstoffe und vermeiden Sie Produkte mit „Dimethicone“, „Cyclopentasiloxane“ oder „Methylparaben“.
3. Oxybenzon in Sonnencremes
Bevorzugen Sie mineralische Sonnencremes mit Zinkoxid oder Titandioxid. Diese sind hautfreundlicher und weniger schädlich für die Umwelt. Achten Sie darauf, dass die mineralischen UV-Filter nicht in Nano-Form vorliegen, da diese potenziell in die Haut eindringen könnten. Produkte mit der Kennzeichnung „ohne Nanopartikel“ sind besonders empfehlenswert.
4. Phthalate in Make-up
Nutzen Sie Make-up ohne Duftstoffe oder mit der Kennzeichnung „Phthalat-frei“. Vermeiden Sie Produkte mit Inhaltsstoffen wie „DBP“ oder „DEHP“.
5. PFAS in Kochgeschirr (z. B. Antihaftpfannen)
Tauschen Sie Teflonpfannen gegen Alternativen aus Edelstahl, Gusseisen oder Keramik aus.
6. Triclosan in antibakteriellen Handseifen
Verwenden Sie einfache Seifen ohne antibakterielle Zusätze – diese sind genauso wirksam für die Handhygiene.
7. BPA in Lebensmittelverpackungen und Konservenbeschichtungen
Vermeiden Sie Konserven, da die Beschichtungen häufig BPA enthalten. Stattdessen bevorzugen Sie Lebensmittel in Glasbehältern oder Tetrapaks. Glas ist die sicherste Wahl, da es keine Chemikalien an die Lebensmittel abgibt. Tetrapaks sind ebenfalls eine bessere Alternative zu Konserven, da sie in der Regel BPA-frei sind, jedoch Aluminium- und Kunststoffschichten enthalten können, die weniger umweltfreundlich sind. Glas bleibt die bevorzugte Option.
8. Pestizidrückstände in Lebensmitteln
Kaufen Sie möglichst Bio-Produkte, waschen Sie Obst und Gemüse gründlich und schälen Sie diese, wenn nötig.
9. Schadstoffe in Einwegwindeln
Wählen Sie für Babys und Kinder schadstofffreie Windeln mit Labels wie OEKO-TEX Standard 100, Blauer Engel oder TÜV-zertifizierte Hautverträglichkeit. Diese garantieren, dass die Windeln frei von schädlichen Chemikalien wie Dioxinen, Phthalaten oder Parfümstoffen sind.
Alternativ können Sie auch auf waschbare Stoffwindeln umsteigen, um sowohl die Belastung durch Chemikalien als auch die Müllmenge zu reduzieren.
10. Phthalate in Kinderartikeln (z. B. Spielzeug)
Achten Sie darauf, Produkte mit Umweltzeichen wie dem EU-Ecolabel, Blauer Engel oder Öko-Tex Standard 100 zu kaufen.
Vermeiden Sie Spielzeug, das stark nach Chemikalien riecht, stark parfümiert ist oder aus Weichplastik besteht, da es endokrine Disruptoren (EDCs) wie Phthalate enthalten kann. Spielzeug, das bemalt oder mit Lack oder Beschichtungen versehen ist, sollte ungiftig, bleifrei und speziell für Kinder zertifiziert sein.
11. Flammschutzmittel in Elektronikgeräten
Kaufen Sie elektronische Geräte mit umweltfreundlichen Zertifikaten und reduzieren Sie die Ansammlung von Staub in Ihrer Wohnung.
12. Schadstoffe in Reinigungsmitteln, Lufterfrischern, Kosmetika und Seifen
Achten Sie darauf, Produkte mit Zertifikaten wie Blauer Engel, EU-Ecolabel oder EcoCert zu wählen. Diese garantieren, dass die Produkte weniger Schadstoffe und synthetische Duftstoffe enthalten.
Reinigungsmittel: Verwenden Sie biologisch abbaubare Reiniger ohne aggressive Chemikalien und Duftstoffe.
Lufterfrischer: Vermeiden Sie synthetische Duftsprays oder -kerzen. Greifen Sie stattdessen zu natürlichen Alternativen wie ätherischen Ölen oder lüften Sie regelmäßig.
Kosmetika und Seifen: Wählen Sie Produkte ohne Parabene, Phthalate oder synthetische Duftstoffe. Achten Sie auf Labels wie Natrue oder COSMOS.
Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen sind sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt besser geeignet.
13. Pharmazeutika und Chemikalien in Trinkwasser
Installieren Sie einen Wasserfilter, der auch chemische Rückstände entfernt.
14. Tattoo-Farben mit Schadstoffen
Wählen Sie zertifizierte Tattoo-Farben oder klären Sie mit dem Tätowierer die Verwendung schadstoffarmer Farben ab.
15. Flammschutzmittel in Möbeln und Matratzen
Achten Sie auf Labels wie EU-Ecolabel, Blauer Engel oder Öko-Tex Standard 100. Diese garantieren, dass Produkte frei von PFAS, giftigen Flammschutzmitteln und anderen Schadstoffen sind. Beim Kauf von Teppichen bietet das GUT-Label eine gute Orientierung.
16. Chemikalien in recyceltem Plastik
Vermeiden Sie den Kauf von Produkten aus recyceltem Plastik, wenn diese mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.
17. Schadstoffe in Kassenbons
Vermeiden Sie Thermopapier-Kassenbons und nutzen Sie digitale Belege.
18. Mikroplastik in der Luft und Kosmetik
Verwenden Sie Staubsauger mit HEPA-Filtern und meiden Sie Kosmetik mit Mikroplastik (z. B. „Polyethylen“ oder „Polypropylen“ in der Inhaltsstoffliste).
19. Lebensmittelverpackungen mit PFAS
Nutzen Sie wiederverwendbare Stoffbeutel und Edelstahlbehälter. Vermeiden Sie Fast-Food-Verpackungen und Backpapier mit Beschichtungen.
20. Phthalate in PVC-Böden und Teppichen
Bevorzugen Sie Bodenbeläge aus Kork, Linoleum, Massivholz oder Fliesen. Achten Sie bei Teppichen auf das GUT-Label oder den Blauen Engel, um Schadstoffe zu vermeiden.
Auch wenn der Coctail-effekt jeden betrifft, sind Kinder besonders schützenswert. Ihr Stoffwechsel arbeitet schneller, und sie nehmen Schadstoffe oft stärker auf. Daher ist es wichtig, besonders in Haushalten mit Kindern auf schadstofffreie Produkte und eine saubere Umgebung zu achten.
DAS WICHTIGSTE FÜR DICH
Klar, wir können diesem Chemie-Mix nicht komplett aus dem Weg gehen - das wäre auch ziemlich stressig! Aber mit ein paar cleveren Entscheidungen im Alltag können wir unseren Körper schon super unterstützen. Und das Beste daran? Du musst gar nicht dein ganzes Leben umkrempeln. Kleine Schritte machen hier den Unterschied. Also fang einfach mit dem an, was für dich am besten passt. Dein Körper wird es dir danken!
QUELLEN:
CHEM Trust: Chemikaliencocktails; https://www.chemtrust.org/de/chemikaliencocktails/
CHEM Trust: Chemikaliencocktails, Toxische Mischungen - die unterschätzte Bedrohung und wie sie abgewendet werden kann
Bundesumweltamt (UBA): Infos zu Chemikalien, Labels und Schadstoffvermeidung in Produkten;
Blauer Engel: https://www.blauer-engel.de
GUT-Label (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden): https://pro-dis.info/gut
Öko-Test:Tests und Bewertungen von Produkten auf Schadstoffe;https://www.oekotest.de
EU-Ecolabel: https://ec.europa.eu/environment/ecolabel
Health and Environment Alliance (HEAL): Infos zu chemischen Schadstoffen im Alltag; https://www.env-health.org
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